Aktualisiert: 20.11.2004

Auswertungen und Dokumentationen
von Zukunftswerkstätten

Tagesaktuell
13.-20.11.2004
vom Theater-Festival
in Jena
:

Zukunftswerkstätten auf der
Utopie-Baustelle Jena
  Teil 5

  1. Samstag/Sontag 13./14.11.2004
  2. Montag 15.11.2004
  3. Dienstag 16.11.2004
  4. Mittwoch 17.11.2004
  5. Do.-Sa. 18.-20.11.2004
  6. Hintergrund: Utopien

18.-20.11.2004

Von den Kunstschaffenden des Theaterhauses wurde am Donnerstag als Utopie des Tages ausgerufen:

Jeder ist mit dem zufrieden, was er hat.




Am Freitag folgte als Utopie des Tages, unter Beteiligung von Kindern:

Zeit spielt keine Rolle.


Und am Samstag lautet der Ausruf der Utopie:

Wacht auf, Verdammte dieser Erde!



Donnerstag

Tauschring-Überraschungsgast trotzte dem Regenwetter

Zunächst war heute nicht viel los im Utopie-Container, es kamen nur wenige Besucherinnen und Besucher bei Mistwetter, Windstößen und Regenschauern zu der Aktiven der Zukunftswerkstatt Jena durch. Dann traf aber noch ein Überraschungsgast ein: Astrid Linz aus Bohmte (Osnabrücker Land in Niedersachsen), die in der Tauschring-Vernetzung aktiv ist. Sie engagiert sich im Tauschring Altkreis Wittlage und berichtete im kleinen Kreis über ihr Leben mit großem Selbstversorgungs-Garten, vielerlei Austausch mit anderen Selbsterzeugern, ihrem Kontakt mit Heidemarie Schwermer (die schon Gast auf der Utopie-Baustelle am Sonntag 14.11.94 war) und vieles andere.

Garantiertes Grundeinkommen lockte am Abend

Abends informierte Prof. Dr. Michael Opielka (FH Jena) vor viel Publikum im Theatercafé zur Geschichte und aktuellen Situation der Diskussion um ein Garantiertes Grundeinkommen.


Quellenempfehlungen im Internet
zu Adressen vieler Tauschringe, die international LETS (Local Exchange Trading Systems) genannt werden, und zur Diskussion ums Grundeinkommen:

Zitat aus der letztgenannten Quelle:

"Das Netzwerk Grundeinkommen wurde im Juli 2004 von Wissenschaftlern, Studierenden, Mitgliedern der Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen, kirchlicher Verbände und verschiedener Parteien sowie weiteren Bürgern gegründet. Es befürwortet ein bedingungsloses, garantiertes Grundeinkommen als grundlegende Alternative zur gegenwärtigen Politik einer forcierten Druckausübung auf Arbeitslose trotz des Mangels an Arbeitsplätzen, für welche die sogenannten Hartz-IV-Gesetze zum Inbegriff geworden sind. Es versteht sich als überparteilicher Anwalt der Grundeinkommensidee in Deutschland und hat sich zum Ziel gesetzt, die Debatte über den Grundeinkommensvorschlag in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu fördern."


Pin Querverweis: Ebenfalls von der Utopie-Baustelle berichtet die Zukunftswerkstatt Jena auf ihrer Website — 18.11.04



Freitag

Nun ist der vorletzte Tag 'rum, die Kolleginnen und Kollegen der Zukunftswerkstatt Jena fanden, sie werden langsam heimisch in ihrem Container, vor allem, wenn er zur Wärmestube wird. Draußen regnete und schneite es, die Schrift lag morgens zerfetzt am Boden und wurde mit Klebeband neu befestigt.

Themenbogen von Medizin über Robotik bis zur Software

Auch heute gab es ab 14 Uhr Open Space, die Themen der Gespräche reichten von alternativer Medizin bis zu moderner Robotertechnik, von Erkenntnistheorie zu Freier Software als frei und selbstbestimmt organisierter Produktionsweise.

Tasse und Handy zur Begriffsbestimmung von Arbeit

Das Abendthema war dann "Arbeit / Tätigkeit", zu dem Michel Raab vom Bildungskollektiv Arranca e.V. (Erfurt) eingeladen war. Er ließ die Teilnehmenden erst konkrete Arbeiten nennen, die auf Karten geschrieben dann in einem Koordinatensystem zwischen "unfreiwillig — selbstbestimmt" und "ohne Geld — zum Gelderwerb" einsortiert wurden. Dies war Grundlage zum Versuch, den Begriff "Arbeit" genauer zu bestimmen. Auf dieser Grundlage erläuterte Michel Raab dann, inwieweit Arbeit im Kapitalismus entfremdete Arbeit ist. Anhand der konkreten Arbeitsprodukte Tasse und Handy zeigte er die Notwendigkeit der Tauschvermittlung über etwas Drittes auf, was schließlich in der politökonomischen Bestimmung von "Wert" mündete.


Quellenempfehlungen im Internet zur Begriffsbestimmung von Arbeit, kritisch betrachtet:
  • "... völlig absurd, Arbeit als dem Menschen zugehörig oder gar definierend anzusehen. Das ist in meinen Augen der größte Fehler bei Marx/Engels [...] Arbeit ist etwas Gesellschaftliches und deshalb auch gesellschaftlich definiert und gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen. Wenn heute "Arbeit" noch ein Fetisch ist, kann das morgen schon ganz anders sein [...]":
    Oekonux – Einführungskladde ohne Nutzungsexklusion (Diskussionsbeitrag "Arbeit oder was?" im Diskussionsforum zu: Freie Software und Gesellschaft)
  • Allgemeine Link-Liste zum Thema in Annettes Philosophenstübchen (Jena)

Pin Querverweis: Ebenfalls von der Utopie-Baustelle berichtet die Zukunftswerkstatt Jena auf ihrer Website —
19.11.04



Samstag

Heute war Hilmar Kunath vom Umsonstladen Hamburg da, er erzählte, wie sie in Hamburg erstmalig auf den Gedanken gekommen waren, den Warencharakter der nützlichen Dinge auch praktisch zu kritisieren, indem Menschen weggeben, was sie nicht brauchen und andere Menschen sich nehmen, was sie benötigen – mehr oder weniger anonym oder untereinander vermittelt. Aber nicht im Tausch.

Im kleinen Kreis gab es später Sekt und eine "Nachlese" der ganzen Woche "Zukunftswerkstatt auf der Utopienbaustelle", bei der von DDR-Erfahrungen über Hegel alles Mögliche diskutiert wurde...

Jena meldet: "Eigentlich müssten wir Köln ein Glas Sekt mit "rüber"-reichen. Köln antwortet: Wir freuen uns darauf und bringen euch einmal einen Kasten Kölsch mit...



Sonntag

Und kehrt nun stille Nacht ein? Die Hoffnung bleibt, dass die Utopien ins Licht rücken, dass sie den Theaterhimmel und die Lebenswege vieler Menschen, die an der Utopie-Baustelle bauten und verweilten, öffnen.

Eine weitere Utopie, kein Abschluss, sondern Beginn:


Jeder Einzelne auf seine Weise – und verstärkt noch in der Symbiose mit anderen Einzelnen – wird ein Erfinder, ein Veränderer, ein Gestalter, der das unerträglich Gewordene zum Einstürzen und das Keimende zu Blühen bringen hilft.
Robert Jungk (1982)



Zukunftswerkstätten auf der
Utopie-Baustelle Jena
  Teil 5

  1. Samstag/Sontag 13./14.11.2004
  2. Montag 15.11.2004
  3. Dienstag 16.11.2004
  4. Mittwoch 17.11.2004
  5. Do.-Sa. 18.-20.11.2004
  6. Hintergrund: Utopien
Pin Querverweis: Ebenfalls von der Utopie-Baustelle ausführlich und höchst aktuell berichten die Kolleginnen und Kollegen der Zukunftswerkstatt Jena auf ihrer Website
18.11.04 19.11.04 20.11.04


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