Team Zukunftswerkstatt Köln: Moderations-Ausbildungs-Skript


Die gründliche, kritische Analyse wird nicht ernst und ausschließlich rational gestaltet. Die Moderation sorgt für eine emotionale Arbeitsatmosphäre ohne gewohnte Diskussionsriten. Alle Kritiknennungen werden auf Papier deutlich sichtbar gemacht. Am Ende der Kritikphase hat die Moderation das Vertauen der Gruppe gewonnen, die Teilnehmenden fühlen sich erleichtert und sind bereit für neue Herausforderungen

(Dortmund, Nordrhein-Westfalen 2009)



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Zukunftswerkstatt kompetent moderieren
– Auszug aus dem Skript zur Moderations-Ausbildung –


von Petra Eickhoff, Stephan G. Geffers und Rainer Kopp (Dortmund, Februar 2009).

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Die Zukunftswerkstatt:

Einführung

Ziele, Verfahren und Arbeitsweise, geschichtlicher Hintergrund


Die Arbeitsweise in der Zukunftswerkstatt

  • (Fast) Keine Diskussion!
Die Vorgehensweise, Gedanken, Ideen und Vorschläge stichwortartig und ohne lange Redebeiträge einzubringen und Gruppenentscheidungen herbeizuführen, ist wesentlicher Bestandteil der Methode Zukunftswerkstatt. Die Moderation fragt immer wieder nach kurzen Stichworten, Stichwortsätzen und schreibt auch lange Einlassungen nur in Stichworten mit. Erfahrungen haben gezeigt, dass Herangehensweisen wie die klassisch argumentative Diskussion nicht geeignet sind, alle Menschen einer Gruppe aktiv am Prozess zu beteiligen. Meinungsstreits, die von wenigen vor einer schweigenden Mehrheit (die sich ihren Teil nur denkt) ausgetragen werden, sind nicht fruchtbar. Sie lassen das Wissen, die Erfahrungen und nicht zuletzt die Phantasie und Kreativität jedes schweigenden Mitglieds der Gruppe brachliegen.
  • Alles wird sichtbar gemacht
Alle eingebrachten Vorschläge, Ideen, Anregungen werden offen sichtbar und ohne eigene Hinzufügung, Weglassung oder Schönung durch die Moderation aufgeschrieben, auf DIN A4-Blättern, Moderationskarten, Wandzeitungen, Plakaten, Makulaturrollen, damit sich alle Teilnehmenden zu jedem Zeitpunkt einen Überblick über das bisher Erarbeitete verschaffen können. Dazu gehören auch kreative Gruppenarbeitsergebnisse in Bildform, als Skulptur etc. Das Sichtbarmachen – die Visualisierung – ist unerlässlich, damit Teilnehmende aus dem Arbeitsprozess nicht herausfallen können bzw. schnell wieder einsteigen können, und damit ihnen bei Entscheidungsprozessen deutlich ist, worüber sie entscheiden.

Die Aufgaben der Visualisierung übernehmen sowohl Teilnehmende als auch Moderation – in Abhängigkeit der Zielgruppe und der geplanten Arbeitsschritte. Beispielswiese schreibt die Moderation, wenn deutlich ist, dass einige (oder alle) Teilnehmende Hemmungen haben selbst zu schreiben. Zugleich motiviert die Moderation immer wieder einfühlsam, es selbst zu tun.
  • Der Trichter – Wortbeiträge breit auffangen, um sie dann zu zuspitzen
Alle Phasen verlaufen nach dem Prinzip des "Trichters". Zunächst geht es darum, in die Breite zu gehen, möglichst alle Kritiken, Ideen, Vorschläge der Teilnehmenden in Stichworten und Stichwortsätzen zu sammeln. Im weiteren Verlauf werden sie geordnet, zugespitzt, konkretisiert und schließlich die wichtigsten durch die Teilnehmenden ausgewählt.

Die Moderation ist sich bewusst, dass Mehrheitsentscheidungen im Prozess getroffen werden, die nicht für alle befriedigend sein können. Hier kann helfen zu wissen, dass die wirklich wichtigen Ideen nicht verloren gehen, sondern an anderer Stelle im Arbeitsprozess wieder auftauchen. Die Moderation steht den "Außenseitern" in Entscheidungsprozessen hilfreich bei, indem sie an dieser Stelle für die Außenseiter-Position nachfragt oder das Mitnehmen des wichtigsten Gedankens in eine andere Rubrik oder Kleingruppe befürwortet, denn auch Minderheiten-Voten können beflügelnd auf den Gesamtprozess wirken.

Am Ende jeder Phase hat sich die große, gegensätzliche Vielfalt an Stichpunkten jeweils geordnet und die Teilnehmenden erkennen Ihrer Kritik bzw. Utopie bzw. Realisierung deutlicher als vorher.
  • Wechsel für einen lebendigen Werkstattprozess
Im Verlauf der Werkstatt wird häufig gewechselt, zwischen Kleingruppen-Arbeitsphasen und der Zusammenarbeit in der Gesamtgruppe (dem Plenum), zwischen rational und analytisch geprägten Arbeitsschritten und den emotional und intuitiv geprägten Phasen.

Die Kritiksammlung kann beispielsweise auch über Bilder, die in Kleingruppen gemalt werden, erfolgen. Kurze Brainstorming-Schritte zu den Bildern bringen Kritikpunkte hervor, die stärker von den Gefühlen beeinflusst sind als bei einer eher rationalen Stichwortsammlung.
  • Kreativität fördernde Verfahren und Spiele, Planungstechniken
Phantasie und Kreativität spielen im Alltag der meisten von uns keine besondere Rolle – eher das Gegenteil ist der Fall. Phantasie und Kreativität umgibt auch eine "Aura", die besagt, entweder man hat’s oder man hat es nicht. Dabei ist beides erlernbar – nur sind wir meist wenig darin geübt. Deshalb werden in der Utopie- und Phantasiephase spezielle Verfahren und Spiele eingesetzt, um uns in eine Stimmung des spielerischen und künstlerischen Ausdrucks zu versetzen.

Planung in Gruppen ist häufig eine schwierige Aufgabe, weil die Vorschläge und Ideen von mehreren Menschen wirksam zu einem Plan zusammengefügt werden müssen. Hier helfen Planungstechniken, die meist mit einer Visualisierungsform zusammen hängen. Die Aufgabe der Zukunftswerkstatt-Moderation ist es, eine dem Ziel, dem Zeitrahmen und der Zielgruppe entsprechende Planungstechnik für die Realisierungsphase auszuwählen und im Prozess für die Bearbeitung der Planungsschritte zu motivieren.
  • Die permanente Werkstatt
Das Ende der Zukunftswerkstatt ist zugleich der Beginn für ein neues Arbeitshandeln. Es geht um die schrittweise Umsetzung der Veränderungsvorhaben, Projekte und Verabredungen aus der Zukunftswerkstatt. Die Idee der permanenten Werkstatt bezieht sich auf den kontinuierlichen Veränderungsprozess, der sich an eine Zukunftswerkstatt (hoffentlich) anschließt.

Diese Idee eines intensiven Verwirklichungsprozesses aus der Gruppe heraus oder mit externer Begleitung der Zukunftswerkstattgruppe wird noch viel zu selten realisiert. Auftraggeber scheuen Kosten oder überhöhen den eigenen Machtverlust, dabei übersehen sie die nachfolgenden Notwendigkeiten: Wie inspiriert und tatendurstig eine Zukunftswerkstattgruppe auch sein mag, wie weise und vorausschauend sie in der Realisierungsphase geplant haben mag, in der nachfolgenden Umsetzung tauchen garantiert Hindernisse auf, mit der die Gruppe bzw. Teile von ihr nicht rechnen konnten und umgehen müssen. Die Kraft des Alltags tut ein Übriges, um den "Geist", der in der Zukunftswerkstatt-Arbeit entwickelt worden ist, vorschnell verblassen zu lassen.

Erst eine permanente Werkstattatmosphäre setzt immer wieder neue Kräfte frei. Die permanente Moderation ermuntert und bestärkt, ruft den Geist der Zukunftswerkstattarbeit in Erinnerung, gibt beratende Hilfestellung und (oder) unterstützt durch den wiederholten Einsatz von methodischen Elementen der Zukunftswerkstatt die Gruppe, um mit veränderten Situationen produktiv umzugehen. Bei komplexen Veränderungen und neuen Anforderungen kann schnell erneut eine Zukunftswerkstatt durchgeführt werden, um der Gruppe zu ermöglichen, sich Klarheit zu verschaffen und handlungsfähig zu bleiben.

Geschichte und Hintergrund – Warum entstand die Zukunftswerkstatt?

Die Anfänge der Zukunftswerkstatt reichen bis in die neunzehnhundertsechziger Jahre zurück...

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(Aktualisiert am 3.3.2009)


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