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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 15.3.2011

"Zur Debatte steht nicht nur die künftige Form der
Energieversorgung, sondern auch die der Herrschaft.
Der Konflikt geht nicht um eine bestimmte Technik,
sondern um alle Erscheinungsformen und
Machteinflüsse der großindustriellen Technologie.
Dahinter steht die noch umfassendere Frage, ob die bisherige, auf Unterwerfung und Ausbeutung zielende Richtung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für den Menschen noch länger taugen kann."
(Robert Jungk)



Robert Jungk: Menschliche Schöpferkraft statt Atomkraft

14.3.2011 aus Köln: Liebe Freundinnen und Freunde der Zukunftswerkstätten-Vernetzung,

mit großer Sorge um das Schicksal der Menschen in Japan schauen wir auf die unglaublichen Ereignisse in Fukushima. Das von Reuters verbreitete, heute auf der Süddeutschen Zeitung als Titel abgedruckte Foto eines kleinen Jungen, der die Hände wie bei einem Überfall in die Höhe hebt, als der weiß vermummte Mann ihn mit dem Geigerzähler abtastet, berührt mich ganz tief. Unfassbar, daß das, was Robert Jungk vor 33 Jahren in seinem Buch Der Atomstaat - Vom Fortschritt in die Unmenschlichkeit beschrieb, so nah ist: Dieser Griff in die Zukunft, die Angst vor den Folgeschäden der außer Kontrolle geratenen Kernkraft wird zur größten denkbaren Belastung der Menschheit: Sei es als Giftspur, die unauslöschlich bleibt, sei es auch nur als Schatten einer Sorge, die niemals weichen wird.

Das ganze Zitat von Jungk hat Petra Eickhoff auf die Titelseite des Zukunftswerkstätten Vereins gesetzt. Ein anderes Zitat aus demselben Buch habe ich unter [Neuigkeiten] auf die Vernetzungs-Seite gesetzt.

Menschliche Schöpferkraft statt Atomkraft wünschte sich Jungk. Ich bitte Euch mitzuhelfen, dass sich die Zukunftswerkstätten in die Bewegung gegen Atomkraft aktiv und kreativ einbringen.

Bitte verbreitet diese Nachricht, verweist auf die beiden Websites und übermittelt kreative, wirkmächtige, nachhaltige Vorschläge, was wir gemeinsam tun können – zur Veröffentlichung und Verbreitung über www.zwnetz.de. Danke.

Mit herzlichen Grüßen, Stephan G. Geffers. Mitteilungen an bewegung zw2011.de


Bewegende Antworten aus dem Zukunftswerkstätten-Netzwerk

14.3.2011 aus Frankfurt: Wir hatten gestern eine Zukunftswerkstatt an der TU. Wir sind nach den Nachrichten um 8 Uhr etwas bedrückt dorthin gefahren. Die ungebrochene Freude, die wir bei der Vorbereitung hatten, war überschattet von der Sorge, das Schlimmste könnte passieren. Das haben wir auch zu Beginn dieser Zukunftswerkstatt ausgesprochen. Den Teilnehmerinnen ging es ähnlich. Robert Jungk hatte einmal in einem Interview gesagt, dass Gespräche in Hiroshima den Anstoß gegeben haben, sich mit Zukunftsforschung und dann auch mit der Idee der Zukunftswerkstatt zu beschäftigen. Ihr werdet das Interview kennen, doch ich schicke es Euch auch noch einmal mit dieser Mail, damit Ihr nicht lange suchen müßt. Die fürchterliche Wahrheit kann uns jede Stunde erreichen. Gestern wurde sie in den Abendnachrichten im Fernsehen bereits vom Strahlenmediziner Prof. Edmund Lengfelder ausgesprochen. 14.3.2011 aus dem Ruhrgebiet: Fassungslos bin ich. Nach Tschernobyl hängte ich ein Bettlaken aus dem Fenster. Das machten damals viele. In der Folgezeit versuchte ich Strom zu sparen, schaffte meine Brotschneidemaschine ab. In den letzten Jahren vernahm ich aber gleichzeitig in der Bevölkerung eine immer wachsende Stromverschwendung, z.B. Weihnachtsbeleuchtung. Atomenergie ist der falsche Weg. Wir sollten zu mehr Bescheidenheit zurück gehen, um den Planeten noch zu retten. Ich würde mich freuen, wenn diese dramatische Situation zu einem radikalen Umdenken führen wird.
  • 15.3.2011 aus dem Ruhrgebiet: Es ist ja nicht nur die Brotschneidemaschine. Geschirrspüler, elektrische Zahnbürste, Küchenmixgerät, überflüssige Waschgänge, zerkochte Speisen etc. etc. Die alltäglichen Dinge werden statt durch Körpereinsatz mittels energieaufwendiger Technik erledigt. Die gesparte Körperenergie wird dann durch Übergewicht (ich) oder durch Fitnessstudio oder andere wiederum energieverzehrende Kräfte kompensiert. Es ist ein Teufelskreis. Aber ich denke die Menschen lernen leider nichts dazu und gehen dem Untergang entgegen. Die Dominanz des Menschen auf der Erde ist unerträglich.

15.3.2011 aus Wien: Ja, es ist erschreckend, wie sogenannte Horrorvisionen plötzlich wahr werden! Das erschreckendste aber daran ist, dass keine Regierung im Grunde auch nur im Traum daran denkt, ihre Atompolitik zu ändern! Sie reden von Erhöhung der Sicherheit, als ob ein Atomkraftwerk jemals sicher sein könnte!
  • 15.3.2011 aus Köln: "Merkel zieht endlich den Stecker", titelte ein Kölner Boulevardblatt. Das mahnt dazu, wachsam zu bleiben, damit nach den Wahlen nicht wieder eingesteckert wird. Mich irritiert, dass die "Atomkraft? nein danke"-Sonne nach 36 Jahren auf der Seite 1 einer solchen Zeitung landet. Gegen Atomkraft zu sein hat viel von diesem sonnigen Lachen verloren.
15.3.2011 aus Köln: Vielen Dank für eure E-Mail zum Thema Atomkraft und Robert Jungk. Ich habe sie bereits an viele Leute weitergeleitet. Sich mit Alltäglichem zu befassen, fällt mir immer wieder schwer angesichts der Tatsache, dass in Japan die Existenz vieler Menschen bedroht ist.

15.3.2011 aus Köln: Strahlung am Kölner Dom gemessen
18:00 Uhr: Aktuelle Bilderreportage vom Weltkulturerbe in Köln


15.3.2011 aus Württemberg: Danke für die Zitate-Vermittlung und den Hinweis auf dieses neue Kinderbild. Mir hat sich diese Assoziation aufgedrängt (siehe Bildcollage: Kinderbilder aus dem Jahr­hundert unserer Eltern und unserer Enkel)

16.3.2011 aus Köln: Noch fehlen aus meiner Sicht die Good News, der Hoffnungsfunken, was getan werden kann.
  • 16.3.2011 aus Stuttgart: Der Hoffnungsfunke blitzt durch Stuttgart, jeden Montag, begleitet vorgestern von 7.000 Personen nun zum 67-sten Mal im Folge! Am Samstag waren 60.000 (auch welche aus Köln dabei) in der Menschenkette vom Neckarwestheim I bis rund um den stacheldrahtbewehrte (keine Zeitung hat ein Foto davon gezeigt) Dienstsitz des Ministerpräsidenten (der Mann, der andere beherrschen will und sich nicht selbst beherrschen kann) und am kommenden Samstag ist dazuhin noch einmal Großdemonstration unter dem Thema "Den Wechsel wählen, Demokratie statt Stuttgart 21", wie üblich mit zwischen Zwanzig- und Hundert-Tausend wie kurz nach dem schwarzen Donnerstag am 30. September 2011, als die aus anderen Bundesländern hergekarrte Polizei (der eigenen Polizei traute die Landesregierung zu, so seinen Befehl zu verweigern) Kinder zusammengeschlagen hat, die eine korrekt angemeldete Demonstration durchführten. Die Hoffnung wird zur Sicherheit: Von diesen Schülern wird keine je vergessen, was er erlebt hat.

    Glaubt Euren Presseberichten nicht die behaupten, Stuttgart habe sich beruhigt und es ginge dort um die unwichtige Frage Bahnhof oben oder unten. Mehr und mehr haben verstanden: Es geht darum, wie wir in dieser Stadt, in unserer Region selbstbestimmt und nicht dauergegängelt zusammen leben wollen. In wenigen Wochen hatten wir den Demokratie-Kongress 21 aus dem Boden gestampft und 500 freiwillig Teilnahme-Beiträge zahlende Teilnehmende (was zur Kostendeckung führte!) waren in 38 Workshops gekommen. Selbst mein sperriges Spezialthema Community Organizing: Däumchen drehen oder anpacken? hat acht Personen angesprochen. — Die Schwaben grüßen sich nicht mehr mit "Grüß Gott!" sondern mit "Oben bleiben!".
16.3.2011 aus Jena: Wie gelähmt hänge ich seit Tagen stundenlang vor dem Fernseher. Jeden Tag werden die Schreckensmeldungen dramatischer. Ich weiß nicht mehr, was die Bücher und Schriften auf meinem Schreibtisch noch sollen... Die Katastrophe im Fernsehen – im wohlgefüllten eigenen Wohnzimmer. Lässt sie uns nur freuen, dass bei uns der ganze Nippes nicht runterfällt, oder fragen wir uns auch manchmal, worauf wir eigentlich verzichten könnten?

Unser Privileg ist es nicht, dass uns die Katastrophe mal wieder verschont. Sondern unser Privileg ist es, dass wir uns in Ruhe einige Fragen stellen können... — Der vollständige Beitrag im: Philosophenstübchen-Blog

18.3.2011 aus Cottbus: Ich reagierte auf die Reaktorkatastrophen in Japan mit Wut, weil vorauszusehen gewesen war, dass bei Fortsetzung der Atomwirtschaft Der­artiges passieren würde. Wir wussten nur noch nicht wann und in welchem Kraftwerk bzw. welcher Wiederaufbereitungsanlange oder welchem "End"lager. Ich merkte dann, dass ich in Zukunft weniger vorsichtig sein muss im Umgang mit Leuten, die Angst vor der Wahrheit haben und Tatsachen einfach leugnen. In der Vergangenheit waren solche Leute bereit, mit Gewalt gegen mich vorzugehen, weil ich keine Angst vor der Wahrheit habe.

Die Wochenzeitung "Die Zeit" schrieb gestern 17.3.2011 auf der ersten Seite: "Keine Lügen mehr!" Ich will, dass diese Feststellung gilt, nämlich dass auf unserem Planeten niemand mehr den Sieg der menschlichen Intelligenz über die Feigheit der Gewalttäter aufhalten kann. Es hat einfach keinen Sinn, sich etwas vorzumachen. Wer die Realität leugnet und ihre Kenntnisnahme verweigert, kommt um ein böses Erwachen in der Zukunft nicht herum. Nur wer den Mut hat, die Probleme unserer Zeit auszuhalten, bis Lösungen gefunden werden, wird tatsächlich Lösungen finden, bevor es zu spät ist.

18.3.2011 aktualisiert: Aus anderen Quellen zu Verantwortung und Zukunft angesichts der Katastrophe in Fukushima:
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