„Aber das Vergangene ist nicht vorbei.
Was ein Mensch war, was er fühlte und tat,
bleibt in der Welt, auch wenn die Dinge
ihre Erscheinung ändern.”
Regina Scheer
Selbstwirksamkeit erleben – Prozesse wirksam gestalten
Freitag, 20. April - Sonntag, 22. April 2012 in
Bremen
Protokolle zum Geschehen auf dem Jahrestreffen 2012 ¦ Teil 2 von 6
Nach dem Jahrestreffen
Wiebke Claussen schrieb:
Ich habe einen Kommentar zu meine Eindrücken der Tagung und Bezügen zwischen den berührten Themen
formuliert: (Teil 2)
Welche Bezüge gibt es zwischen der Theorie U, den Zukunftswerkstätten und den Themen Selbstwirksamkeit und Partizipation?
Mir ist deutlich geworden, eine wie wichtige Rolle meine Konstitution und Haltung als Moderatorin spielt, einen guten
Verständigungsprozess zu ermöglichen und offen zu halten. Dies heißt, sich auch als Moderatorin und
Moderator, bei aller gebotenen Neutralität der
Moderatorenrolle, als Teil des Gruppenprozesses, empathisch und fürsorglich zu verstehen. Das Bild des
„art of hosting”, der fürsorgenden Gastgeberin, die den Gästen einen guten Rahmen für
anregende Begegnung und Erfahrungen schafft.
Beim Einsatz eines U-Prozesses in Organisations- und Personalentwicklung in Wirtschaftsbetrieben, damit die
Seele und Beweggründe der Beteiligten auszuleuchten, um derart Motivationsreserven zu erschließen, kommen
mir allerdings erheblich Zweifel. Derart drohen Institutionen, auch diese Ressourcen von Mitarbeitern erschließen
zu wollen.
Beim Blick in die zivilgesellschaftlichen Entwicklungen, auf die sich Scharmer bezieht (civil right movement und
Bürgerrechts-Bewegung in den USA, Friedens- und Abrüstungsbewegung in Europa, Anti-Apartheid-Bewegung in Südafrika),
fehlt erstaunlicherweise die
Frauenbewegung völlig.
Scharmer „geriert” sich als Generalist mit einer Metatheorie oder Metaphilosophie, als Vordenker einer
ökologischen, friedlichen Welt und verschweigt nicht ganz koscher, wo er Anleihen (u.a. bei den Mediation
(Friedrich Glasl)
und der gewaltfreien Kommunikation
(Marshall B. Rosenberg) gemacht hat.
Und der Ansatz hat mir Bestätigung und Erklärungshilfe gegeben dabei, dass ein tiefer gehender
Verständigungsprozess zwischen Gesprächsbeteiligten notwendig ist, um ein Thema tiefer zu durchdringen, weitere
Handlungsansätze zu erschließen und ins gemeinsame Handeln zu kommen. Durch den U-Prozess wurde mir deutlich, wie
Unsicherheit, Ängste etc. Abwehr erzeugen und einen tiefer gehenden Verständigungsprozess zur Auslotung eines Thema
abbremsen. Im Umkehrschluss heißt das, dass diese Unsicherheiten und Ängste zunächst einmal anerkannt und
behandelt werden müssen (so die Personen das denn wollen), bevor der Prozess weiterlaufen kann.
Im U-Prozess wird ein Prozess individuellen und kollektiven kreativen Schaffens beschrieben.
Andererseits verspüre ich Bedenken, wenn ich sehe, dass die „Theorie U” im Kontext von Managementmethoden
entwickelt und angewandt wird. Durch eine so tief wirkende Methode wird in Prozessen der Unternehmensentwicklung wird der
Zugriff auf die innersten seelischen Ressourcen von Menschen gesucht. Und bei diesen Prozessen geht es meist nicht um humanere
Arbeitsplätze, Gebrauchswerte, ökologische Produktion etc., sondern um Kostenreduzierung, Markterschließung und
Gewinnerzielung.
Wiebke Claussen
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