Aktualisiert: 25.1.2004.

Anmerkungen, Gedanken und Erlebtes
zum Jahrestreffen der
Zukunftswerkstätten ZW2004


Aus Ihrer
persönlichen Sicht
beschreibt
Petra Eickhoff:

Bitterfelder Wege 2004 Teil 1

  1. Nachtbrücke ins Bitter-Feld
  2. Ritter-Gut – Alles gut?
  3. Kantige Fragen – große Runde
  4. Rotation der Gäste – Auf den Zahn gefühlt
  5. Im Linienbus einer Flut an Geschichte(n) entgegen
  6. Von der Regio-Land-Tour zur Welt-Raum-Praxis
  7. Offenes Ende im Bitter-Feld – neue Anfänge im Lebens-Feld

Nachtbrücke ins Bitter-Feld

— Freitag, 9.1.2004 — Stephan, Caro und ich, wir fahren schon am Abend von Köln nach Bitterfeld. Erste Station ist so gegen 6 Uhr früh der Bahnhof Flughafen Berlin-Schönefeld. Ein zugiger Ort zu so früher Stunde. Im breiten Gang, der die Gleise miteinander verbindet, haben sich Gewerbetreibende angesiedelt. Wir essen Kuchen und überbrücken so die Zeit bis zum ICE nach Bitterfeld ...

"So viel Spaß für wenig Geld von Tokyo nach Bitterfeld ...", singen die Prinzen.

Ankunft in Bitterfeld. Andrea und Jens aus Wien sind schon vor uns angekommen, auch mit dem Nachtzug. Erste Beobachtungen aus soziologischer Sicht im Bahnhofs-Bistro. Es fahren mehr Leute in Richtung Leipzig als in Richtung Berlin, kommentiert Jens.

Früher Weg in die Stadt. Kleinstadt. Ostdeutsche Kleinstadt. Industriestadt. In Bitterfeld war ich nie. Gegenüber dem Bahnhof die Leuchtreklame "Futur – Beratung, Weiterbildung" ... schon Pleite, erfahren wir. Auf der Suche nach einem Frühstückscafé am Landratsamt vorbei und auf einen Blick hinein. Stephan erkauft sich durch Reden einen Stadtplan von Bitterfeld. Das Landratsamt - ein Nachwendebau mit viel Glas und einem schönen Innenhof.

Wir finden ein Café, das um diese Zeit geöffnet hat. Schüler oder Auszubildende aus der Umgebung verweilen hier im Goldstein-Café, Hefter auf den Tischen. Den Blick auf den Park gerichtet, die Wetterlage nicht gerade einladend - Schneeregen. Langsam füllt sich das Café; als wir es verlassen - gegen halb zehn - sind fast alle Tische besetzt.

Der Blick auf Bitterfeld ist dann vermischt mit einem verbalen Schlagabtausch zwischen einem Bitterfelder Urgestein und unser Gruppe. An der Seitenwand eines Gebäudes ein Mosaik zu Bitterfeld. 60-er Jahre? Aufstrebender Sozialismus mit optimistischem Menschenbild, von Arbeit und Familie geprägt? Mit einer ähnlichen großflächigen Bekundung bin ich aufgewachsen – das Kaufhaus in Eisenhüttenstadt war auch so ein Agitationsträger.

Zurück zum Menschen, der uns pausenlos seine Lebensgeschichte erzählt und seine Sicht auf die Welt. Wir erfahren: Der Westen interessiert ihn nicht, da will er gar nicht hin. Und Politiker sind alle Gauner. Neulich sagte er zum Landrat, "Städte in Not? Na, ist der Sack schon voll? Meine Taschen sind leer seit der Wende..." Eine Mischung aus Faszination und Bedürfnis, Abstand zu halten, bei mir.

Ein erster Eindruck von der Stadt, die eher ländlich wirkt mit den Häusern, die selten drei bis vier Stockwerke übersteigen. Jugendstil-Häuser hier und da. Die Braunkohle ist bis Bitterfeld geschürft. Heute geflutet – die Goitzsche. Dazu werden wir während der Tage hier mehr erfahren, auch vom Hochwasser und von der blauen Bank. Von lezterer erfahren Stephan und ich allerdings schon von der Friseusin - und alles für 11,50 €.

Zeit für Kunst in der Galerie am Ratswall. Eine kleine, liebevoll zusammengestellte Ausstellung mit Zeichnungen, Aquarellen und Keramik, die mir besonders gefällt: Erdige Keramik mit Durchbrüchen. Teller und Schalen wie Pflanzen im Vergehen. Türme, durchbrochen und abgebrochen.

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Bitterfelder Wege 2004 Teil 1

  1. Nachtbrücke ins Bitter-Feld
  2. Ritter-Gut – Alles gut?
  3. Kantige Fragen – große Runde
  4. Rotation der Gäste – Auf den Zahn gefühlt
  5. Im Linienbus einer Flut an Geschichte(n) entgegen
  6. Von der Regio-Land-Tour zur Welt-Raum-Praxis
  7. Offenes Ende im Bitter-Feld – neue Anfänge im Lebens-Feld