Aktualisiert: 12.6.2004.

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Licht im Methodendschungel

Die Methode Zukunftswerkstatt (ZW)
wird hier von vielen Seiten beleuchtet.
Wir zitieren aus mehreren
Veröffentlichungen verschiedener Autorinnen und Autoren, die in ihrer Verschiedenartigkeit ein buntes Licht darauf werfen, was Zukunftswerkstätten sind und mit welchen Haltungen und Beweggründen dort Zusammenarbeit gestaltet wird. Die kurzen Textauszüge können wie ein Nachschlagewerk für die eigene Arbeit genutzt werden. Zugleich empfehlen wir, die Werke, die hier als Quellen dienen, bei Gelegenheit ganz zu lesen.

Auf dieser vierten von vier Seiten geht es um methodische Neuentwicklungen im Einfluss von Zukunftswerkstätten. Die Betrachtung ist darauf gerichtet, was aus der Zukunftswerkstatt quasi "herausfließt". Auf der davorliegendes Seite ging es hingegen um methodische Einflüsse, die in die Zukunftswerkstatt "hineinfließen".

Auf den beiden ersten der vorangegengenen Seiten geht es um Definitionen, was eine Zukunftswerkstatt ist. Die vielfältigen Herangehensweisen definieren das breite Anwendungsgebiet dieser Methode.



Methoden, die aus der Zukunftswerkstatt "herausgeflossen" sind und sich neu entwickelt haben


Die Konstruktivistische Werkstatt hat Parallelen zu den bekannten Typen von Zukunftswerkstatt-Konzepten [...] Dabei bezieht die Konstruktivistische Werkstatt folgende Aspekte mit ein: Grundannahmen einer systemisch-konstruktivistischen Pädagogik [...] Hoher Stellenwert von Beziehungskommunikation in pädagogischen Prozessen Erweiterte Rollendefinition des Moderators [mehr...] --- [A – Z]


Die Idee des Individuellen Bildungsplans ist eine Weiterentwicklung der Methode Zukunftswerkstatt. Robert Jungk hat die Methode 1968 für die politische Bildung entwickelt. Zukunftswerkstätten richteten sich zuerst an Gruppen, die für ihre Arbeit neue Ziele und Formen entwickeln wollten. Dafür war und ist die Methode mit ihren drei Phasen gut geeignet: [...] Robert Jungks Grundgedanke bei der Entwicklung der Methode ist, dass häufig Ideen und Gedanken mit der Begründung negiert werden, dass keine Möglichkeit der Umsetzung besteht. Damit ergibt sich für die Gruppe und jeden Einzelnen ein Denkverbot, die "Schere im Kopf". Utopien werden schon mit dem ersten Gedanken zu Grabe getragen, immer mit dem Hinweis: "Es lässt sich doch sowieso nicht umsetzen."

In der beruflichen Bildung kann dieses Moment nicht ernst genug genommen werden: Häufig ergibt Weiterbildung nur dann für den einzelnen Teilnehmer einen Sinn, wenn dieser für sich eine Zukunftsperspektive entwickelt kann, die zu realisieren ist. Dadurch kann die Motivation geschaffen werden, an dem weiteren Bildungsprozess teilzunehmen. [...]

Die Konzeption des Individuellen Bildungsplans geht von folgenden Grundannahmen aus:

Fachliche Qualifikation veraltet proportional zur Dauer der Arbeitslosigkeit; deshalb ist eine individuelle, fachliche Entwicklung um so wichtiger.
Je länger Individuen arbeitslos sind, desto häufiger werden Scheiternserfahrungen gemacht. Dadurch geht häufig die Hoffnung auf eine positive Änderung der eigenen Situation verloren. Die Persönlichkeit des Individuums verengt sich und wird unflexibel.
Die konkrete Bildungsarbeit muss die Reintegrationsmöglichkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt für jeden deutlich machen.
Durch eine fachliche Qualifizierung wird der Grundstein für ein neues berufliches Selbstbewusstsein gelegt.
Utopien haben eine wichtige Funktion und Bedeutung für das Bewusstsein und die Handlungsfähigkeit von Individuen. Die Utopien brauchen allerdings eine realistische und realisierbare Anbindung an die Wirklichkeit.
Flexibilität und lebenslanges Lernen stellen eine Grundvoraussetzung für das Bestehen am Arbeitsmarkt dar.
Die individuelle Entwicklung und Erweiterung von Sozial- und Methodenkompetenzen, wie Teamarbeitsfähigkeit und der Besitz von Problemlösungsstrategien, werden zu einem bedeutsamen beruflichen Gut.

Mit dem Individuellen Bildungsplan wird versucht, diese sieben Punkte strukturiert und nachvollziehbar miteinander zu verflechten:
Der Individuelle Bildungsplan ist der strukturierte individuelle Lernprozess des Teilnehmers in der Bildungsmaßnahme. Oder anderes ausgedrückt:
Der Individuelle Bildungsplan ist der strukturierte Entwicklungsprozess des Teilnehmers, den er in der Bildungsmaßnahme durchläuft.

Der Individuelle Bildungsplan ist so konzipiert, dass er in alle Maßnahmen der beruflichen Bildung eingebaut werden kann [...] ein Teil einer Bildungsmaßnahme ist, ähnlich des Bewerbungstrainings. Der Individuelle Bildungsplan begleitet den Teilnehmer in und durch die Bildungsmaßnahme und nimmt Einfluss auf die persönlich-soziale und fachliche Entwicklung des Teilnehmers. [...]

Die ersten Ansätze des Individuellen Bildungsplans wurden 1992 aus der Methode "Zukunftswerkstatt" für die berufliche Bildung und die Arbeit mit Individuen weiterentwickelt und zum erstenmal in Maßnahmen mit Langzeitarbeitslosen erfolgreich eingesetzt. Die Jungksche Methodik hat etwas Besonderes, das als zentrales Konstrukt für den individuellen Bildungsplan genutzt werden kann:
das zentrale Moment der Utopie,
das strukturierte Vorgehen.

Der Individuelle Bildungsplan beinhaltet damit einen Teil der Methode Zukunftswerkstatt: Die Entwicklung von individuellen beruflichen Perspektiven ist an die Utopiephase angelehnt, die Entwicklung von Realisierungsschritten und deren kontrollierte Abarbeitung ist die Weiterentwicklung der Umsetzungsphase.

Robert Jungk hat für seine Zukunftswerkstatt drei Phasen konzipiert (Kritik-, Utopie- und Umsetzungsphase), die im Individuellen Bildungsplan zu folgenden Phasen werden:
Einführungsphase (Klärungs- und Einigungsprozess zu Selbst- / Fremdeinschätzungen),
Perspektiventwicklungsphase (Entwicklung beruflicher Zukunftspersepektive) und
Realisierungsphase (Feste Vereinbarung von beruflichen Realisierungsschritten). [...]

Welche Zielgruppen können mit dem Individuellen Bildungsplan erreicht werden? Da die Methode an eine eng begrenzte Zielsetzung gebunden ist (Entwicklung individueller beruflicher und/oder private Zukunftsperspektiven mit den damit verbundenen Umsetzungsschritten), ist damit deren Einsatzgebiet abgesteckt. Wissen Teilnehmer um ihre Berufsperspektive und ist deren Weiterbildungsnotwendigkeit daraus abgeleitet (wie teilweise in der betrieblichen und beruflichen Bildung), ist dort natürlich kein Einsatz des Individuellen Bildungsplans notwendig. Der Individuelle Bildungsplan als "inhaltliche Lebensplanung" kann immer dort eingesetzt werden, wo Teilnehmer durch Arbeitslosigkeit verunsichert oder in ihrem Habitus erschüttert sind.

Auszug aus dem Konzeptpapier von Christian Memmert: "Der Individuelle Bildungsplan – Eine neue Methodik in der beruflichen Bildung" Bremen, 2000

Pin Eine ergänzende Beschreibung zur Methodik des Inividuellen Bildungsplans und Stichworte zur diesbezüglichen Diskussion in der Arbeitsgruppe "Wie frei ist die Methode Zukunftswerkstatt?" befinden sich in der Dokumentation des Zukunftswerkstatt-Jahrestreffens ZW2003, auf einer weiteren Seite:
Vorstellung der Methodik


Die Organizing-Werkstatt als wirksames Mittel gewerkschaftlicher Einflussnahme: Nach ersten Erfahrungen in einer Ver.di-Zukunftswerkstatt mit Elementen des Organizing im Vorjahr, gelang es uns, im März 2007 ein integriertes Seminarkonzept zu entwerfen und durchzuführen. Bedürfnis- und Arbeitslagen von Betriebsräten wurden aufgegriffen und auf vielfältige Weise mit methodischem Handwerkszeug aus Zukunftswerkstatt und Organizing bearbeitet. Das Zusammengehen dieser zwei Methoden führte zu betriebsspezifischen Handlungsansätzen, zu Plänen und Aktionen, um Arbeits- und Einkommensbedingungen zu verbessern. [mehr...] --- [A – Z]


Methoden, die aus der Zukunftswerkstatt "herausgeflossen" sind und sich neu entwickelt haben



Gerne nehmen wir vom Website-Team per E-Mail Hinweise auf weitere Veröffentlichungen entgegen, aus denen hier zitiert werden soll.

Über die hier zitierten Texte hinaus gibt es auf unseren Link-Seiten zahlreiche Verweise auf weitere Informationen zu Methoden-Aspekten von Zukunftswerkstätten.

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